Mein T-Shirt «Made in India»

Made in China, Made in Bangladesch, Made in India. Die Konsument*innen weltweit aber vor allem in Europa, sind schon lange daran gewöhnt, dass Kleider einmal um die halbe Welt reisen bevor diese für Sie in den Läden zur Anprobe bereit liegen. Viele haben dabei ein ungutes Gefühl, sei es wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, nicht existenzsichernden Löhnen, nicht vorhandenen oder kaum beachteten Umweltauflagen. Aber auch die langen und umweltbelastenden Transportwege sind für viele Kunden*innen ein störender Faktor, weshalb die Nachfrage nach in Europa hergestellten Kollektionen immer grösser wird. Warum dies nicht immer so sein muss und bei uns auch nicht immer so ist, möchten wir euch in einem kurzen Blog-Beitrag erklären und näherbringen.

Dass in der Modebranche meist Löhne bezahlt werden, von welchen ein würdiger Lebensunterhalt nicht annähernd bestritten werden kann, ist kein Geheimnis. Laut einer Studie von «Asia Flor Wage» aus dem Jahr 2017, deckt der gesetzliche Mindestlohn in Indien gerademal etwas mehr als 1/3 der effektiven Lebenshaltungskosten, respektive eines existenzsichernden Lohnes. Ähnlich sieht es in Indonesien, Bangladesch, Kambodscha und vielen weiteren asiatischen Ländern aus. So werden seit Jahrzehnten Löhne bezahlt, von welchem die Arbeiter*innen nur schwerlich leben, geschweige denn Rückstellungen für Krisenzeiten (wie in der aktuellen Corona-Pandemie) vornehmen können.

Eine der Ursachen für diese misslichen Zustände ist oftmals der Standortwettbewerb, in welchem sich verschiedene Landesregierungen gegeneinander befinden. Zieht eine Landesregierung in Betracht den staatlichen Mindestlohn oder die Umweltstandards anzuheben, können Grosskonzerne dementsprechend Druck machen und damit drohen in andere Billiglohnländern umzuziehen. Dieser Druck wird weitergegeben und Forderungen von Gewerkschaften teilweise so lange hinausgezögert, bis die eigentliche Lohnerhöhung von der Inflation bereits wieder getilgt wurde. Genau aus diesen Gründen zieren sich viele Konzerne langfristige Partnerschaften mit Fabriken einzugehen. Die Sicherheit einer solch langfristigen Zusammenarbeit mit einem Grosskonzern, wäre aber für viele Fabrikbesitzer*innen die Basis um existenzsichernde Löhne bezahlen zu können. Umso wichtiger ist es genau deshalb, in dieser von Korruption unterwanderten Branche, die lokale Wertschöpfung zu stärken und für sichere und faire Arbeitsbedingungen einzustehen.

Denn Fakt ist, dass die meisten natürlichen Rohstoffe welche in der Textilindustrie zum Einsatz kommen (z.B. Baumwolle), oftmals nur in tropischen Ländern wie Indien oder China wachsen. Deshalb macht es aus unserer Sicht umso mehr Sinn, die lokale Wertschöpfungskette in diesen Ländern zu stärken, damit weitere fair bezahlte und sichere Arbeitsplätze geschaffen werden können. Dies bedeutet, dass nebst dem Anbau der Rohstoffe ebenfalls das spinnen des Garns, das weben des Stoffes, sowie das färben und nähen, nach Möglichkeit Lokal umgesetzt wird. Der Transport nach Europa existiert so oder so, ob nun als fertiges Kleidungsstück, oder als Rohstoff welcher anschliessend hier verarbeitet wird, macht was die Umweltbelastung angeht unter dem Strich keinen grossen Unterschied mehr.

Aber sind innerhalb der EU eine faire Entlöhnung und ein sicherer Arbeitsplatz mit den gesetzlichen Bestimmungen verhältnismässig leicht umzusetzen, ist die Aufgabe in diesen ärmeren Ländern ungleich grösser. Es braucht deutlich mehr Engagement und Willen seitens der Auftraggeber und natürlich ein funktionierendes Controlling. Gelingt es aber dies konsequent und transparent zu tun, ist der positive Einfluss auf die Arbeitsbedingungen und auf das Leben der Arbeiter*innen in der Textilindustrie umso grösser. Aus diesem Grund werdet Ihr bei uns auch in Zukunft, keine ausschliesslich in Europa hergestellten Kollektionen finden.

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